Riesenschnauzer pfeffer-salz

"von der Janne"



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Rahmen1


Montag, 15. September 2008


Die vielbefahrene, gefahrenvolle Landstraße zwischen Borgholzhausen und Versmold um 19 Uhr. Plötzlich stockt der Verkehr. Auf der Fahrbahn Richtung Versmold trabt leicht humpelnd ein Hund, ein Schnauzermix. Auch ich halte an, steige aus. Unbeirrt setzt er seinen Weg fort. Er scheint die Straße zu kennen, schon oft mit dem Auto gefahren zu sein, scheint zu wissen, wenn ich da entlanglaufe, komme ich nach Hause. Er trägt ein Halsband mit Marke. Als einzige versuche ich, den Hund zu fassen zu kriegen. Immer weicht er mir aus, läuft schließlich von der Straße auf die Wiesen. Schnell stelle ich mein Auto auf dem Radweg ab und versuche, ihm zu folgen. Ich kauere mich in die Hocke und tatsächlich, er kommt auf mich zu. Aber sobald er erkennt, daß ich nicht diejenige bin, die er sucht, dreht er wieder ab. Zweimal geht das so, dann läuft er endgültig auf der Wiese weiter durch ein kleines Waldstück zu einem Bauernhof. Gemeinsam mit einer anderen Frau, verfolge ich ihn mit den Augen, hole schnell mein Auto und will ihn einholen. Die Frau wartet derweil auf die herbeigerufene Polizei. Ich kann ihn nicht mehr finden. Alle Straßen und Wirtschaftswege fahre ich mehrmals ab, begegne auch den Polizeibeamten, die ihn ebenfalls suchen. Vergeblich. Bei Einbruch der Dunkelheit fahre ich traurig nach Hause.


Zwei Tage später bringt ein Anruf auf der Wache die bittere Gewißheit: Wo immer er auch hinwollte, er hat es nicht geschafft. Er wurde überfahren.


Ich bin untröstlich. Fragen quälen mich. Warum habe ich es nicht geschafft, sein Vertrauen zu gewinnen? Ich hätte ihn doch im Auto sicher nach Hause gebracht. Seine Augen werde ich nie vergessen. Und seine Silhouette, das letzte, was ich von ihm gesehen habe, als er so dickköpfig seinen Weg suchte. Was hätte ich tun können, um an ihn heranzukommen? Hätte ich vielleicht doch nur noch einmal die Straße abfahren sollen? Aber welche? Wo ist er entlanggelaufen, wo ich nicht gesucht habe? Warum nimmt mich dieses Erlebnis so mit, heule ich, als ginge es um einen meiner eigenen Hunde? Ich weiß es nicht.


Alles, was ich tun kann, ist dem unbekannten Hund hier ein kleines Denkmal zu setzen. Leb wohl, kleiner Freund. Wo Du jetzt bist, geht es Dir gut. Beim nächsten Regenbogen, den ich sehe, werde ich Dir zuwinken, so wie ich jetzt noch immer vergeblich gegen Tränen kämpfe, wenn ich an der Stelle vorbeikomme, an der ich Dich zum letzten Mal in der Ferne entschwinden sah.



Inzwischen habe ich viel Resonanz und Zuspruch erfahren. Dank allen!

Einen wirklich guten Rat für "das nächste Mal" verdanke ich Sabine, einer ganz lieben Hundlerin, die ich sehr schätze: In solchen Situationen sollte man probieren, mit dem Auto vor den Hund zu setzen und ihm, ohne ihn anzusehen, einfach die Türe öffnen. In den allermeisten Fällen springt er dann hinein. Das klingt unglaublich, aber es hat bei ihr schon mehrmals "funktioniert". Kleiner Freund, für Dich kommt das jetzt zu spät, und das tut sehr weh. Aber vielleicht kann anderen Hundchen in ähnlichen Situationen geholfen werden, wenn das möglichst viele wissen.